Reizblase – was ist das eigentlich?

Von einer Reizblase spricht der Arzt bei Frauen und Männern, wenn sie einen ständigen Harndrang verspüren, obwohl die Blase nur sehr wenig gefüllt ist. Dieser geht oft mit krampfartigen Schmerzen im Unterleib und/oder Brennen beim Wasserlassen einher. Betroffene fühlen sich verunsichert, richten ihr Leben auf die Verfügbarkeit einer Toilette aus, was in der Regel eine starke Einschränkung ihrer Lebensqualität bedeutet.

Frau mit Wasserglas in der Küche: Viel trinken kann gegen eine Reizblase helfen.

Symptome

Reizblase: Krankheitsbild, Symptome und Verlauf

Als Reizblase wird ein Reizzustand der Harnblase bezeichnet, der sich durch Schmerzen beim Wasserlassen sowie häufigen und dringenden Harndrang kennzeichnet, oft ohne, dass die Blase vollständig gefüllt ist. Auch krampfartige Beschwerden im Unterbauch sind typisch. Die genauen Ursachen sind oft unklar, können aber durch verschiedene Faktoren wie Stress oder bestimmte Nahrungsmittel ausgelöst werden.

Reizblase, überaktive Blase und Blasenschwäche – was ist der Unterschied?

Menschen mit einer überaktiven Blase haben oft das Gefühl, ihre Blase häufiger und dringlicher als normal entleeren zu müssen, ohne dass diese wirklich voll ist. Das kann zu plötzlichem, starkem Harndrang führen, der schwer zu kontrollieren ist. Zahlreiche Toilettengänge, sowohl tagsüber als auch nachts, sind typisch bei einer überaktiven Blase.

Eine Blasenschwäche hingegen, auch als Harninkontinenz bekannt, beschreibt die Unfähigkeit, den Urinfluss zu kontrollieren, was zu ungewolltem Harnverlust führen kann. Es gibt verschiedene Formen der Inkontinenz, darunter Belastungsinkontinenz (Urinverlust bei Husten, Niesen oder körperlicher Anstrengung) und Dranginkontinenz (starker, plötzlicher Harndrang, gefolgt von unkontrolliertem Urinverlust).

Mehr zur Blasenschwäche

Wissenswert:

Ob Reizblase, überaktive Blase oder Blasenschwäche: Oft sind falsche Verhaltensweisen und Scheu, über die Beschwerden zu sprechen, die Ursache für ein Leiden, das länger andauert, als es nötig wäre. Nicht selten leiden Betroffene mehrmals im Jahr an den unangenehmen Symptomen. Kommt es mehr als 6-mal pro Jahr zu einer Reizblase, spricht man von einer chronischen Reizblase.1

Frauen sind häufiger von einer Reizblase betroffen

Bestimmte hormonelle Verhältnisse tragen dazu bei, dass Frauen viel häufiger als Männer von einer Reizblase betroffen sind.1 Die zyklusbedingten Hormonschwankungen beziehungsweise die Veränderungen im Zusammenspiel der Hormone während und nach den Wechseljahren sind ein wichtiger Faktor, der eine Reizblase mit beispielsweise ständigem Harndrang begünstigen kann. Eine Reizblase kann Frauen in jedem Alter treffen. Mit zunehmendem Alter aber steigt die Wahrscheinlichkeit, an den Beschwerden zu leiden.1

So wichtig ist das Harnsystem

Die Nieren und ableitenden Harnwege mit Nierenbecken, Harnleiter, Harnblase und Harnröhre bilden gemeinsam bei Frauen und Männern das Harnsystem. Es gibt jedoch anatomische Unterschiede.

Alles über das Harnsystem
Harnblase

Typische Symptome der Reizblase

Eine Reizblase beginnt oft mit häufigem Harndrang und Schmerzen oder Brennen beim Wasserlassen, ohne dass eine Infektion vorliegen muss. Die Symptome können über lange Zeit anhalten und zu zahlreichen Toilettengängen führen (auch nachts), was die Lebensqualität erheblich beeinträchtigt.
Zu den klassischen Symptomen einer Reizblase zählen:1,2

  • Häufiger Harndrang, ohne dass die Blase bereits gefüllt ist
  • Beim Wasserlassen nur kleine Harnmengen
  • Krampfartige Schmerzen im Unterleib
  • Brennen beim Wasserlassen
  • Kein Gefühl der Linderung nach dem Wasserlassen
  • Beschwerden, insbesondere tagsüber
  • Störungen im Menstruationszyklus und Sexualleben

Wichtig zu wissen: Die Symptome einer Reizblase können leicht mit den Beschwerden einer überaktiven Blase verwechselt werden.

Probleme beim Wasserlassen

Ursachen

Reizblase mit vielfältigen Ursachen

Oft ergibt eine ärztliche Untersuchung keinen konkreten Befund. Weder kann der Arzt organische Ursachen erkennen noch einen Harnwegsinfekt nachweisen. In vielen Fällen wird die Reizblase nicht von einer einzigen Ursache ausgelöst, sondern es können mehrere zeitgleiche Auslöser zu dem Beschwerdebild führen.
Die häufigsten Auslöser sind:2

  • Unterkühlung, Durchnässung
  • Seelische Faktoren, insbesondere Angst, Ärger, Stress
  • Entzündungen
  • Hormonschwankungen
  • Hormonmangel, insbesondere Östrogenmangel
  • Veränderungen des Harntrakts aufgrund des Alters
  • Fremdkörper
  • Nebenwirkung von harntreibenden Medikamenten und Mitteln

In seltenen Fällen können auch ernste Erkrankungen die Symptome einer Reizblase ausbilden, wie beispielsweise neurologische Erkrankungen oder Krebserkrankungen. Eine Reizblase kann auch die Folge einer Unterleibsoperation sein.

Ganz wichtig:

Falls zu den üblichen Beschwerden Fieber und Abgeschlagenheit kommen oder wenn Sie Blutbeimengung im Urin feststellen, sollten Sie umgehend einen Arzt aufsuchen!

Die Reizblase ist letztendlich eine Ausschlussdiagnose. Dafür helfen:

  • Anamnese
  • Körperliche Untersuchung
  • Analyse von Vaginalfluor und Urin
  • Restharnbestimmung
  • Gegebenenfalls Uroflowmetrie und/oder Urodynamik

Behandlung

Eine Reizblase behandeln

Rund 7 Millionen Menschen (davon meist Frauen) leiden in Deutschland an einer Reizblase (wobei es eine hohe Dunkelziffer gibt) und dieses Beschwerdebild gehört zum Alltag des Arztes, egal ob Allgemeinarzt, Internist, Urologe oder Gynäkologe.3 Sprechen Sie daher offen mit Ihrem Arzt über Ihre Beschwerden, auch wenn es Ihnen womöglich schwerfällt. Dieser kann Sie über die Behandlungsmöglichkeiten aufklären:2

Eine Reizblase behandeln
  • Medikamentöse Behandlung
  • Anpassung der Lebens- und Ernährungsgewohnheiten
  • Blasen- und Beckenbodentraining
  • Elektrische Stimulation der Blasenmuskulatur
  • Gabe von Östrogen bei einem Mangel
  • Minimalinvasive Maßnahmen wie die Unterspritzung der Blasenwand

Vorsorge

Langfristig vorbeugen gegen eine Reizblase

Um den ständigen und quälenden Harndrang aber langfristig zu normalisieren, haben sich einige Verhaltensweisen bewährt:

  • Viel trinken: Erhöhen Sie Ihre tägliche Trinkmenge langsam auf mindestens 2 Liter (Wasser, Kräutertee, Saftschorlen, nicht aber Cola, Limonade, Kaffee oder schwarzen Tee).
  • Essen: Nehmen Sie vermehrt harntreibende Lebensmittel zu sich, zum Beispiel Kartoffeln, Reis und Spargel.
  • Wärme: Schützen Sie sich vor Unterkühlung und Nässe.
  • Entspannung: Gehen Sie mit stressigen Situationen bewusst um und versuchen Sie mit Entspannungstechniken mehr Ruhe und Gelassenheit zu erreichen.
  • Übungen: Stärken Sie Ihren Beckenboden mit speziellen Gymnastikübungen.
  • Blasentraining: Trainieren Sie die Schließmuskeln der Blase, indem Sie bewusst und ganz kontinuierlich die Abstände des Wasserlassens vergrößern. Entspannen Sie auf der Toilette den Schließmuskel und lassen Sie es einfach laufen, pressen Sie nicht.

Beckenbodentraining

Wassergläser: Ausreichend Flüssigkeit kann dabei helfen, einer Reizblase vorzubeugen.

Downloads

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FAQ

Häufige Fragen und Antworten zur Reizblase

Anzeichen für eine Reizblase sind häufiger, schwer kontrollierbarer Harndrang mit nur geringer Harnmenge und häufiges Wasserlassen. Zusätzlich kann es zu unwillkürlichem Harnverlust kommen, wenn der Drang zu stark wird. Auch Brennen beim Wasserlassen und krampfartige Beschwerden im Unterbauch sind typisch.

Ja, eine Reizblase kann psychische Ursachen haben. Stress und Angst können die Symptome einer Reizblase verschlimmern.

Eine Reizblase ist eine (chronische) Erkrankung, die durch unwillkürliche Blasenkontraktionen häufigen und dringenden Harndrang verursacht, ohne dass eine Infektion vorliegt. Im Gegensatz dazu wird eine Blasenentzündung meist durch eine bakterielle Infektion verursacht, die zu Entzündungen und Brennen beim Wasserlassen führt.

Ständiger Harndrang kann unter anderem durch Harnwegsinfektionen, Diabetes, eine Reizblase oder überaktive Blase, Prostataprobleme oder chronische Blasenentzündungen verursacht werden. Auch bestimmte Medikamente, übermäßiger Konsum von Koffein oder Alkohol und eine Schwangerschaft können häufiges Urinieren bedingen.

Die Symptome einer Reizblase können sich mit der richtigen Behandlung und Lebensstiländerungen bessern. Während die Erkrankung chronisch sein kann und oft lange anhält, können viele Patienten durch diätetische Anpassungen, Blasentraining, Medikamente und Physiotherapie eine Linderung der Beschwerden erfahren.

Suchen Sie zuerst Ihren Hausarzt auf. Er entscheidet, ob er Ihnen helfen kann oder eine Überweisung zu einem Facharzt, wie einem Urologen oder Gynäkologen, nötig ist. Falls die Maßnahmen des Hausarztes nicht greifen, bestehen Sie auf eine Überweisung zum Urologen.

Die Therapie einer Reizblase können Sie durch Blasentraining unterstützen.4 Dazu gehört regelmäßiges Entleeren der Blase nach einem festen Zeitplan und längere Zeiträume zwischen den Toilettengängen einzubauen. Bestimmte Übungen stärken die Beckenbodenmuskulatur, was die Kontrolle über die Blase verbessert.

Tees sind ideal zur Flüssigkeitszufuhr, aber nicht zur alleinigen Behandlung von Harnwegserkrankungen geeignet. Die in Tees enthaltenen Wirkstoffe sind im Vergleich zu Arzneimitteln sehr gering dosiert und zeigen kaum Wirkung. Medikamente hingegen unterliegen strengen Kontrollen und gleichbleibenden Wirkstoffmengen.

Viele trinken zu wenig, was die Nierentätigkeit verringert und das Blut dickflüssiger macht. Eine geringe Flüssigkeitszufuhr führt außerdem zu konzentriertem Urin, welcher die Blase zusätzlich reizt. Stellen Sie Wasserflaschen bereit und trinken Sie regelmäßig, um es zur Gewohnheit zu machen.

Quellen

  • 1 „Chronische Reizblase – Klinikum Kulmbach“. Klinikum-kulmbach.de, https://www.klinikum-kulmbach.de/leistungsspektrum/spalte-1/klinikum-kulmbach/klinik-fuer-urologie/behandlungsschwerpunkte/chronische-reizblase.html. Zugegriffen 19. Juli 2024.
  • 2 „Reizblase: Ursachen & Therapie“. KontinenzZentrum Hirslanden Zürich, https://www.kontinenzzentrum.ch/de/erkrankungen/blasenfunktionsstoerung/reizblase.html. Zugegriffen 19. Juli 2024.
  • 3 „Tee für den Harn-Trakt“. PTA-Forum online, von https://ptaforum.pharmazeutische-zeitung.de/ausgabe-062011/tee-fuer-den-harn-trakt/. Zugegriffen 19. Juli 2024.
  • 4 Burgio, K. L., Kraus, S. R., Johnson, T. M., II, Markland, A. D., Vaughan, C. P., Li, P., Redden, D. T., & Goode, P. S. (2020). Effectiveness of combined behavioral and drug therapy for overactive bladder symptoms in men: A randomized clinical trial. JAMA Internal Medicine, 180(3), 411. https://doi.org/10.1001/jamainternmed.2019.6398

    UROL FLUX®

    • Behandlung und Prävention von Harnwegsinfektionen

    Die UROL FLUX® Durchspül-Therapie dient der Behandlung und Vorbeugung von Harnsteinen und Nierengrieß. Hier gibt es Informationen zum Produkt: UROL FLUX®

    Beckenbodentraining

      Beckenbodentraining ist sowohl für Männer als auch Frauen wichtig, um die Muskulatur zu stärken, die Blasenkontrolle zu verbessern und Inkontinenz vorzubeugen.

      Frau und Mann auf dem Weg zum Beckenbodentraining.

      Blasenschwäche

        Das muss nicht sein. Für verschiedene Formen der Inkontinenz gibt es Therapiemöglichkeiten. Informieren Sie sich hier: