Neutropenien vorbeugen – Für eine Therapie nach Plan

  • Neutropenien bei Chemotherapien vorbeugen

Medikamente für die Krebsbehandlung können neben ihrer wachstumshemmenden Wirkung auf Krebszellen auch die Funktion des Knochenmarks beeinflussen. Als Folge kann die Blutzellbildung beeinträchtigt sein. Sind die für die Immunantwort bedeutsamen neutrophilen Granulozyten betroffen, spricht man von einer Neutropenie. Diese kann zu einer erhöhten Infektanfälligkeit führen und die planmäßige Durchführung der Krebsbehandlung beeinflussen.

Erfahren Sie hier, welche Bedeutung Neutropenien für die Krebsbehandlung haben können und wie man dieser Nebenwirkung vorbeugen kann.

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Neutropenie in der Krebstherapie

Neutropenie in der Krebstherapie

Warum treten Neutropenien auf?

Zellteilungshemmende Medikamente können auch die Teilung von Stamm- und Vorläuferzellen im Knochenmark hemmen. Diese sogenannte Myelosuppression führt zu einer verminderten Bildung von Blutzellen. Es kann zu einer Reduktion der Anzahl von weißen oder roten Blutzellen (Leukozyten bzw. Erythrozyten) oder auch Blutplättchen (Thrombozyten) im Blut kommen.

Durch eine Chemotherapie wird vor allem die Bildung von weißen Blutkörperchen, (Leukozyten), und hier insbesondere einer bestimmten Unterform, der sogenannten neutrophilen Granulozyten (kurz Neutrophile) unterdrückt. Man spricht dann von einer

Chemotherapie-induzierten Neutropenie

Bloodcell

Was bedeutet das für die Patienten?

Ist die Zahl der neutrophilen Granulozyten stark abgesunken, steigt die Gefahr für Infektionen. Schon eine leichte Abnahme der neutrophilen Granulozyten kann dabei die Infektionsanfälligkeit erhöhen. Lebensbedrohlich kann eine Neutropenie werden, wenn sie aufgrund einer bereits eingetretenen Infektion mit einer deutlich erhöhten Körpertemperatur einhergeht (febrile Neutropenie).

Fast alle Patienten mit febriler Neutropenie müssen stationär behandelt werden.

In solchen Fällen wird ein Breitspektrum-Antibiotikum angewendet, bis der spezifische Erreger identifiziert ist oder sich die Neutrophilenzahl erholt hat und das Fieber abklingt.

Die behandelnden Ärzte müssen auch schon bei weniger schweren Neutropenien die Krebsbehandlung unter Umständen verzögern oder in der Dosis reduzieren.

Die Blutwerte werden daher regelmäßig kontrolliert, wenn aufgrund der gewählten Krebstherapie ein Risiko für Neutropenie besteht. Damit Neutropenien möglichst gar nicht auftreten, können vorbeugend unterstützende Medikamente eingesetzt werden.

Der Neutropenie vorbeugen

Detaillierte Informationen zur Neutropenie finden Sie in unserem Bereich für Fachkreise:

Chemotherapie-induzierte Neutropenie (CIN)

Chemotherapie-induzierte Neutropenie (CIN)

Eine Behandlung mit einer Chemotherapie birgt das Risiko, dass Patienten eine Chemotherapie-induzierte Neutropenie (CIN) entwickeln.Das Risiko ist dabei abhängig von der Stärke der knochenmarksschädigenden Wirkung der Chemotherapie.

Wann kommt es unter Chemotherapie zu einer CIN?

Besonders wirksame Chemotherapie-Kombinationen, die eingesetzt werden, wenn eine Heilung der betreffenden Krebserkrankung erreicht werden kann, lösen besonders häufig Neutropenien aus. Auch persönliche Risikofaktoren können das Risiko für Neutropenien erhöhen. Die behandelnden Ärzte können das Risiko anhand von Behandlungsleitlinien, Studiendaten und den individuellen Informationen z.B. über Begleiterkrankungen abschätzen.

Welche Auswirkungen hat die Neutropenie auf die Chemotherapie?

Wird eine Neutropenie unter Chemotherapie festgestellt, kann die Krebsbehandlung oft nicht wie geplant durchgeführt werden.

  • Dosisreduktion oder Dosisverzögerung
    Aufgrund der Neutropenie können behandelnde Ärze gezwungen sein, die Dosis der Chemotherapie zu reduzieren oder den Zeitpunkt der Gabe zu verzögern. Erst wenn sich die Anzahl der Neutrophilen ausreichend erholt hat, kann die Chemotherapie wie geplant durchgeführt werden.
  • Bedeutung für den Therapieerfolg
    Wird eine Chemotherapie in geringerer Dosis oder in längeren Intervallen als geplant verabreicht, kann das negative Auswirkungen auf die Krankheitskontrolle haben. Um eine planmäßige Durchführung der Chemotherapie sicherzustellen, können daher unterstützende Medikamente verabreicht werden, um das Auftreten von Neutropenien möglichst zu vermeiden.

Der Neutropenie vorbeugen

Der Neutropenie vorbeugen

Der Neutropenie vorbeugen

Um einer Chemotherapie-induzierten Neutropenie vorzubeugen, werden seit den 1990er Jahren Substanzen eingesetzt, die die Anzahl von neutrophilen Granulozyten im Blut hochregulieren. Die verfügbaren Wirkstoffe unterschieden sich bisher hauptsächlich in der Wirkdauer. Erstmals sind jetzt auch Wirkstoffe mit neuartiger Molekülstruktur verfügbar.

Der Granulozyten-Kolonie-stimulierende Faktor (G-CSF)

Der Granulozyten-Kolonie-stimulierende Faktor ist ein Hormon, das als Wachstumsfaktor unter anderem bei Entzündungen vom Körper ausgeschüttet wird und die Bildung von Granulozyten anregt. Diese Wirkung nutzt man therapeutisch, um unter Chemotherapie die Produktion mit molekuarbiologisch hergestelten G-CSF zu stimulieren und dadurch die Dauer von Neutropenien und die Häufigkeit febriler Neutropenie bei onkologischen Patienten zu reduzieren.

CIN-Prophylaxe mit G-CSF

Um einer Chemotherapie-induzierte Neutropenie vorzubeugen, wird biotechnologisch produzierter rekombinanter G-CSF eingesetzt. Man unterscheidet kurzwirksame G-CSF, die täglich verabreicht werden müssen, und langwirksame G-CSF, die nur einmal pro Chemotherapiezyklus verabreicht werden.

Für die ambulante Chemotherapie werden heute meist langwirksame G-CSF genutzt. Die längere Wirksamkeit wurde bisher durch eine Kopplung des G-CSF Moleküls an Polyethylenglykol (PEG) erreicht. Weil sich in der Bevölkerung durch die zunehmende Verwendung von PEG z.B. in Reinigungsmitteln und Impfstoffen die Prävalenz von Antikörpern gegen PEG stark erhöht hat, steigt das Risiko von Überempfindlichkeitsreaktionen und von Wirkverlusten sogenannter pegylierter Medikamente. Es besteht daher zunehmend ein Bedarf für PEG-freie Substanzen.

Neu entwickelte G-CSF, die durch eine neuartige Molekülstruktur eine lange Wirksamkeit ohne PEGylierung erreichen, können diesen Bedarf für die CIN-Prophylaxe decken.

Weiterführende Informationen zur CIN-Prophylaxe mit G-CSF finden Sie in unserem Bereich für Fachkreise:

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Quellen

  • 1 Bendall A.; Bradstock K.F. G-CSF: Cytokine. Growth Factor Rev. 25 (2014), 355-367
  • 2 Blaney DW.; Schwartzberg GL Cancer. Treat. Rev. 109(2022):102427.
  • 3 d`Arcy R et al. J. Am. Chem. Soc. 2022;144:21304-21317.
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  • 5 Parenky A et al. AAPS. J. 2014;16:499–503. 2. https://www.fda.gov/media/85017/download
  • 6 S3-Leitlinie Supportive Therapie bei onkologischen PatientInnen, Langversion 1.3 – Februar 2020 AWMF-Registernummer: 032/054OL.
  • 7 Smith TJ et al J. Clin. Oncol. 24 (2006), 3187-3205