Prostatakrebs -
Vorsorge ist unerlässlich
Prostatakrebs
Je früher der Prostatakrebs erkannt wird, umso besser kann behandelt und sogar geheilt werden. Ist der Krebs noch im Frühstadium, das heißt zum Beispiel auf die Prostata beschränkt, sind die Heilungschancen relativ günstig.
Die Prostata
Die Prostata liegt unterhalb der Harnblase und umschließt die Harnröhre ringförmig. Im Volksmund wird die Prostata auch "Vorsteherdrüse" genannt und hat im gesunden Zustand etwa die Größe einer Kastanie.
Im Laufe des Lebens eines Mannes wächst die Prostata ab dem 40. Lebensjahr stetig. Dies ist ein normaler und physiologischer Prozess, der als benigne Prostatavergrößerung (BPS = benignes Prostata Syndrom) bezeichnet wird. Diese gutartige Prostatavergrößerung unterscheidet sich in Entstehung und Krankheitsverlauf komplett von einem Prostatakrebs.
(1) Blase
(2) Blasenhals
(3) Samenleiter
(4) Samenblasen
(5) Prostata
(6) Enddarm
(7) Harnröhre
(8) Nebenhoden
(9) Hoden
Ursache, Entstehung und Vorkommen
Die Ursachen, die zu einem Prostatakarzinom führen sind nicht vollständig geklärt. Die folgenden Faktoren tragen vermutlich zu seiner Entstehung bei:
- Hormonstatus
- Erbanlage
- Ernährung
- Alter
- ungesunde Lebensführung
Der Prostatakrebs ist die häufigste Krebserkrankung des Mannes in den westlichen Industrieländern. In Deutschland erkrankten im Jahr 2018 ca. 65.200 Männer an Prostatakrebs. Prostatakrebs ist die zweithäufigste krebsbedingte Todesursache. Knapp 15.000 Männer sterben jedes Jahr an dieser Erkrankung.
Die Erkrankungshäufigkeit steigt mit dem Alter an. Das mittlere Alter bei Diagnosestellung beträgt 72 Jahre. Die Sterblichkeit ist in den letzten Jahren deutlich gesunken, da der Prostatakrebs heute immer früher entdeckt wird.
Im Frühstadium kann der Prostatakrebs häufig erfolgreich behandelt werden. Aber auch im fortgeschrittenen Stadium kann der Prostatakrebs häufig über viele Jahre kontrolliert und erfolgreich behandelt werden.
Welche Symptome sind angezeigt?
Am Anfang der Erkrankung sind so gut wie keine Beschwerden erkennbar. Der Prostatakrebs entsteht häufig in den äußeren Regionen der Drüse und beengt die Harnröhre erst dann, wenn der Krebs schon recht groß ist. Beim Prostatakrebs können Symptome (schwacher Harnstrahl, Harnstottern, Nachträufeln, häufiges Wasserlassen) neben unspezifischen Symptomen wie Rheumaschmerzen und Leistungsminderung oder Blut im Urin bzw. Sperma, auf ein Spätstadium der Prostataerkrankung hinweisen. Ischiasbeschwerden und Knochenschmerzen können von Tochtergeschwulsten (Metastasen) verursacht werden. Tritt eine Impotenz akut auf, kann dies ebenfalls auf das Vorliegen eines Prostatakarzinoms hindeuten.
Aus diesen Gründen sind die jährlichen urologischen Vorsorgeuntersuchungen so wichtig!
Diagnostik von Prostatakrebs
Je früher der Prostatakrebs erkannt wird, umso besser kann behandelt und sogar geheilt werden. Ist der Krebs noch im Frühstadium, d. h. z. B. auf die Prostata beschränkt, sind die Heilungschancen relativ günstig.
Untersuchungen zur Diagnosestellung
Digitale-rektale Untersuchung (DRU): Der Urologe tastet mit seinem Finger durch den Enddarm und kann dabei gutartige Vergrößerungen, verdächtige Knoten und Verhärtungen erfühlen.
Eine sinnvolle Ergänzung bietet die transrektale Ultraschalluntersuchung und die Bestimmung des PSA-Wertes. Es sollten immer mehrere PSA-Werte im zeitlichen Verlauf betrachtet werden. Das Verhältnis freies PSA zu Gesamt-PSA gibt einen weiteren Hinweis auf das Vorliegen eines Prostatakarzinoms.
Im Allgemeinen wird von Werten
- im Normalbereich von 0 - 4 ng/ml
- im Graubereich von > 4 - 10 ng/ml
- im Bereich eines Karzinomverdachts > 10 ng/ml ausgegangen.
Weiterführende Untersuchungen
Die Biopsie liefert weitere Erkenntnisse. Bei der Biopsie wird entweder durch den Enddarm (transrektal) oder durch den Damm (perineal) über eine Hohlnadel gezielt Prostatagewebe entnommen. Die Gewebeentnahme erfolgt unter örtlicher Betäubung. Die feingewebliche, mikroskopische Untersuchung der entnommenen Gewebeproben gibt innerhalb einiger Tage Aufschluss darüber, ob ein Prostatakarzinom vorliegt und wie der Tumor zu klassifizieren ist. Die Klassifikation ist wichtig, da sich nach der Klassifizierung des Tumors die Therapie richtet.
DRU
Digitale (mit dem Finger) rektale (über den After) Untersuchung. Diese Methode (Tastuntersuchung) wird zur Untersuchung der Prostata angewendet.
Biopsie
Entnahme von Prostatagewebe mittels einer Hohlnadel durch den After. Durch eine Biopsie kann geklärt werden, ob es sich bei Tumoren um bösartige oder gutartige handelt.
PSA
Prostataspezifisches Antigen. Dieser Eiweißstoff wird von den Prostatazellen produziert. Eine Erhöhung ( > 4 ng/ml) kann einen Hinweis auf ein Prostatakarzinom geben. Dazu sind allerdings mehrere Untersuchungen notwendig.
Therapie von Prostatakrebs
Die Behandlung richtet sich nach dem Ergebnis der feingeweblichen Untersuchung (Ergebnis der Biopsie) und der Ausbreitung des Tumors bzw. Metastasen und ist der individuellen Situation des Patienten anzupassen.
Die wesentlichen Therapiemöglichkeiten sind:
- Abwarten und Beobachten
- Operation
- Bestrahlung
- antihormonelle Therapie
- Chemotherapie
Diese Möglichkeiten zur Therapie werden auch kombiniert. Bei Tumoren, die auf die Prostata beschränkt sind, ist die Radikale Prostatatektomie das Mittel der Wahl, um eine dauerhafte Heilung zu erreichen.
Ist das Prostatakarzinom fortgeschritten, d. h. der Tumor hat sich lokal weit ausgebreitet oder es liegen Metastasen vor ist der Tumor nicht mehr heilbar. Es stehen aber weitere adjuvante Therapiemöglichkeiten zur Verfügung. Bis Stadium T1-3 N1 M0 ist die radikale Prostatatektomie sinnvoll. Bei höheren Stadien (T1-4 N1 M1) und Metastasierung wird die adjuvante Hormontherapie, die im gesamten Körper wirksam ist, eingesetzt. Spricht das Prostatakarzinom nicht mehr ausreichend auf eine Hormontherapie an, wird optional eine Chemotherapie angeboten. Ein kastrationsresistenter Tumor kann nicht mehr geheilt werden, aber es ist möglich, das Fortschreiten der Krankheit weiterhin einzudämmen.
T: Primärtumor
T0: nicht nachweisbar T1-T4: Zunehmende Größe und Eindringtiefe des Primärtumors
N: Lymphknotenbefall in Tumornähe
N0: kein Lymphknotenbefall nachweisbar
N1-N3: zunehmender Lymphknotenbefall
M: Fernmetastasierung
M0: Keine Fernmetastasen
M1: Nachweis Fernmetastasen
Glückliches Leben - trotz Prostatakrebs.
Letztes Jahr ging ich auf das Drängen meiner Frau zu einer Früherkennungsuntersuchung. Eigentlich wollte ich nicht gehen, irgendwie war es mir unangenehm. Aber heute bin ich froh, dass ich auf sie gehört habe. Damals wurde bei mir ein erhöhter PSA-Wert festgestellt.
Was bedeutet Hormontherapie?
Das männliche Geschlechtshormon Testosteron (Androgen) ist für die Funktion der gesunden Prostata erforderlich. Es fördert aber auch das Wachstum des Karzinoms. Man spricht auch von der Hormonabhängigkeit des Prostatakarzinoms. Diese Hormonabhängigkeit wird bei der Therapie dieses Karzinoms ausgenutzt.
Die Testosteronbildung im Hoden wird durch die operative Entfernung der Hoden oder durch Medikamente, die die Wirkung des Hormons blockieren, unterbunden. Dadurch wird das Wachstum des Prostatakarzinoms oft auch für Jahre gestoppt.
Heute steht die antiandrogene Therapie mit - (Luteinisierungshormon-freisetzendes Hormon)-Agonisten (z. B. Leuprorelin, Buserelin), LH-RH-Antagonisten (Abarelix, Degarelix) und neuere antihormonelle Substanzen (Abirateron, Enzalutamid, Apalutamid, Darolutamid) zur Verfügung.
Die LH-RH-Agonisten werden als Depotpräparate in die Haut (subkutan, s.c.) oder in den Muskel (intramuskulär, i.m.) gegeben, die den Wirkstoff kontinuierlich abgeben. In der Regel geschieht das alle 3 - 6 Monate. Nebenwirkungen wie Hitzewallungen, Abnahme des sexuellen Antriebs und Impotenz sind Folgen des Testosteronentzuges. Da am Anfang der Therapie mit einem LH-RH-Analogon die Testosteronproduktion ansteigt, wird zusätzlich ein Antiandrogen (z. B. Bicalutamid) gegeben.
Die LH-RH-Antagonisten (Abarelix, Degarelix) erzielen eine ähnliche Wirkung. Sie blockieren die Rezeptoren an der Hypophyse direkt und hemmen so die Bildung der zum Wachstum der Prostatazellen notwendigen Hormone.
Neuere Substanzen senken auch das Testosteron, entweder durch Hemmung der entsprechenden Enzyme bzw. an den entsprechenden Rezeptoren der Prostatazellen. Diese neueren Wirkstoffe werden immer in Kombination mit den LH-RH-Agonisten bzw. Antagonisten gegeben.
Prostatakarzinome werden mit der Zeit hormonrefraktär. Das bedeutet, dass das Prostatakarzinom nicht mehr auf die antihormonelle Therapie reagiert und die Erkrankung weiter fortschreitet.
Eine Chemotherapie mit zellwachstumshemmenden Medikamenten (Zytostatika) wird bei einer hohen Tumorlast bzw. bei einem weit fortgeschrittenem Prostatakrebs eingesetzt. Um Schmerzen zu lindern werden die Knochenmetastasen bestrahlt und mit Bisphosphonaten behandelt. Eine Betrahlung kann aber auch als therapeutische Maßnahme eingesetzt werden, wenn eine z. B. eine Operation nicht möglich ist.
Was kann ich tun?
Alle Therapien haben mehr oder weniger Auswirkungen auf Ihr sexuelles Interesse und Ihre Potenz. Hier kann es in der Partnerschaft zu Problemen und Missverständnissen kommen. Sprechen Sie offen mit Ihrer Partnerin, es kann so zu einem erfolgreichen Umgang mit Ihrer Krankheit kommen und vielleicht neue Wege zu einer erfüllten Partnerschaft eröffnen.
Weiterhin ist ein intaktes Immunsystem wichtig. Tun Sie sich etwas Gutes! Achten Sie auf eine ausgewogene, gesunde Ernährung. Auch Bewegung an der frischen Luft kann das Allgemeinbefinden positiv beeinflussen. Leichter und regelmäßiger Ausdauersport sind ideal.
Nehmen Sie die Termine zur Kontrolluntersuchung wahr, so dass ein eventuelles Fortschreiten des Tumors schnell erkannt wird und gegengesteuert werden kann.
Wird eine Hormonbehandlung durchgeführt, sollte aufgrund des erhöhten Osteoporose-Risikos alle 1-3 Jahre eine Knochenuntersuchung durchgeführt werden.
Vorsorge von Prostatakrebs
Nehmen Sie die jährlichen urologischen Vorsorgeuntersuchungen wahr.
Alle gesetzlich versicherten Männer ab 45 Jahren haben Anspruch auf eine jährliche urologische Vorsorgeuntersuchung.
Vorsorgeuntersuchungen dienen der frühestmöglichen Erkennung vorhandener Krankheiten. Die Hälfte aller Krebserkrankungen könnte verhindert bzw. frühzeitig erkannt und dadurch dauerhaft geheilt werden, wenn Risikofaktoren (z. B. Rauchen und falsche Ernährung) vermieden und Früherkennungsuntersuchungen regelmässig wahrgenommen würden.