Krankheitsbild
Einnässen: Symptome und Verlauf bei Kindern
Kinder entwickeln sich unterschiedlich schnell. Das betrifft nicht nur das Laufen und Sprechen, sondern auch das Trockenwerden. Die Blasenkontrolle ist ein Reifungs- und Lernprozess, der Zeit braucht und ungefähr bis zum 5. Lebensjahr andauert.
Nicht bei jedem Kind ist dieser Reifungsprozess bis dahin abgeschlossen. Auch verschiedene Einflussfaktoren können dazu beitragen, dass sich bei Kindern das Trockenwerden verzögert. Psychologisch gesehen spricht man erst dann von "Einnässen", wenn ein Kind nach dem 5. Lebensjahr 2-mal pro Monat einnässt.
Je nachdem, wann im Tagesverlauf das kindliche Einnässen auftritt, gilt es zu unterscheiden zwischen:
- Nachtsymptomatik (Bettnässen, medizinisch: Enuresis nocturna): 15-20 Prozent aller 5-Jährigen leiden darunter. Jungen sind etwa doppelt so häufig betroffen wie Mädchen.
- Einnässen tagsüber (medizinisch: kindliche Harninkontinenz): Betrifft etwa 5 Prozent der 5-jährigen Kinder.
Mit jedem weiteren Lebensjahr tritt bei etwa 15 Prozent der Betroffenen eine spontane Heilung ein.
Die Unterscheidung zwischen Bettnässen und Einnässen am Tag ist nicht immer einfach, da die Tagsymptome wie häufiges Wasserlassen und urplötzlich auftretender Harndrang oft von Kindern verdeckt und von Eltern nicht auf den ersten Blick bemerkt werden. Auch kombinierte Formen kommen häufig vor.
Ärzte unterscheiden außerdem zwischen primärer und sekundärer Enuresis:
- Primäre Enuresis nocturna: Das Kind war bisher nicht länger als 6 Monate trocken.
- Sekundäre Enuresis nocturna: Das Kind war schon einmal länger als 6 Monate trocken, beginnt aber erneut mit dem Einnässen nachts oder tagsüber. Hier können auch psychische Ursachen bei Kindern, wie beispielsweise erhöhter Stress durch die Eingewöhnung im Kindergarten oder der Schule, eine Trennung der Eltern oder ein Umzug, dahinterstecken.
In folgenden Situationen muss das Einnässen bei Kindern ärztlich abgeklärt werden:
Wenn Ihr Kind über 3 Jahre alt ist und sowohl am Tag als auch nachts regelmäßig einnässt. | Wenn Ihr Kind nach dem 5. Lebensjahr noch mindestens 2-mal im Monat einnässt. | Wenn Ihr Kind unabhängig vom Alter Schmerzen beim Wasserlassen hat. |
Auslöser
Ursachen und Risikofaktoren für Einnässen bei Kindern
Die Ursachen des Einnässens unterscheiden sich von denen des alleinigen Bettnässens. Für die Inkontinenz tagsüber können bei Kindern sowohl organische als auch funktionelle Gründe vorliegen.
Oft liegt die Ursache in Störungen der Blasenfunktion, wie etwa einer fehlenden Kontrolle der Blase. Es gibt aber noch eine Reihe von anderen Gründen für eine Inkontinenz bei Kindern tagsüber.
Überaktive Blase und kleine Blasenkapazität
Anderseits ist es möglich, dass die Blase für das entsprechende Alter zu klein ist. Der Harndrang tritt dann bereits bei kleinen Urinmengen auf. Betroffene Kinder müssen sehr häufig zur Toilette und erreichen diese oft nicht mehr rechtzeitig.
Blasenentleerungsstörung
Funktioniert bei Ihrem Kind das Zusammenspiel aus Blasenschließmuskel und Ent- beziehungsweise Anspannung des Beckenbodens nicht, so ist dies durch „stotterndes“ Wasserlassen oder Pressen zu erkennen. Liegt dagegen eine Verengung der Harnröhre oder des Harnröhrenausgangs vor, kann beim Toilettengang ein abgeschwächter Harnstrahl beobachtet werden. Häufig wird die Blase auch nicht vollständig entleert.
Seltene Toilettengänge
Gerade Mädchen zögern den Gang auf die Toilette oft hinaus oder vermeiden es ganz, auf fremde Toiletten zu gehen. Durch die ständige Überdehnung des Blasenmuskels geht das Gefühl für die Blasenfüllung verloren und der Blasenmuskel verliert an Kraft. Dies kann zum Einnässen mit großen Urinmengen führen. Auch hierbei kann beim normalen Toilettengang die Blase häufig nicht vollständig entleert werden, was zu hohen Restharnmengen führt.
Angeborene Fehlbildungen und neurologische Erkrankungen
Angeborene Fehlmündungen des Harnleiters oder eine Fehlbildung der Harnröhre können vorliegen, wenn es zum ständigen Tröpfeln des Urins kommt.
Neurologische Erkrankungen, bei denen die Nerven der Blasensteuerung betroffen sind, führen ebenfalls zum Einnässen. Beide Ursachen kommen jedoch nur selten vor.
Harnwegsinfekte
Akute und chronische Harnwegsinfekte können ebenfalls Ursache für das Einnässen sein. Während die akute Harnwegsinfektion mit Schmerzen und Brennen beim Wasserlassen und Fieber einhergeht, treten diese Anzeichen bei einer chronischen Harnwegsinfektion nicht immer auf. Ein übelriechender Urin ist jedoch ein wichtiges Indiz für einen Harnwegsinfekt.
Belastungs- und Lachinkontinenz
Diese Form liegt vor, wenn Kinder beim Husten, Niesen oder Lachen unfreiwillig Urin verlieren. Der Grund: Der Schließmuskel oder der Beckenboden ist nicht stark genug ist, um dem Druck auf die Blase standzuhalten.
Ein Kind muss über mehrere wichtige Fähigkeiten verfügen, die unterschiedlichen Reifeprozessen unterliegen, um seine Blase kontrollieren zu können:
- Blasenschließmuskel: Es muss die Kontrolle über den Blasenschließmuskel erlernen.
- Erkennen und reagieren: Es muss erkennen, wann die Blase voll ist und schnell reagieren, indem es eine Toilette aufsucht.
- Schlafen und erwachen: Es muss erlernen, bei welchen Signalen es erwachen und auf die Toilette gehen muss.
Diagnose
Wie wird Inkontinenz bei Kindern diagnostiziert?
Anamnese: Diese Fragen stellt der Arzt
Am besten machen Sie sich vor dem Arztbesuch Gedanken zu den folgenden Fragen. Jedes Detail ist von Bedeutung:
- Wann nässt das Kind ein und wie oft?
- Geht das Kind tagsüber häufig zur Toilette oder eher selten und dann oft zu spät?
- Setzt der Harndrang oft und dann ununterdrückbar ein?
- Ist der Harnstrahl unterbrochen oder gar stotternd?
- Wie groß sind die einzelnen Harnmengen?
- Hatte oder hat jemand in der Familie ein ähnliches Problem?
Zudem ist es äußerst hilfreich, wenn Sie schon ein sogenanntes Miktionsprotokoll, auch Pipiprotokoll genannt, ausgefüllt haben. Darin wird das Trink- und Toilettenverhalten sowie die Einnäss-Symptomatik Ihres Kindes erfasst. Dies ist ein wichtiger Teil der Diagnostik und unterstützt den Arzt bei der Suche nach den Ursachen des Einnässens.
Dazu sollten Sie gemeinsam mit Ihrem Kind über 3 Tage hinweg folgende Aspekte beobachten und dokumentieren:
- Zeiten des Wasserlassens
- Harnmengen
- Harndranggefühl
- Zeiten/Situationen des Einnässens
- Trinkzeiten und -mengen
- Stuhlverhalten
Um die Urinmenge beim nächtlichen Einnässen exakt feststellen zu können, empfiehlt sich die Verwendung einer Windel, die Sie trocken und nass wiegen.
Damit Sie die Daten ganz leicht notieren können, nutzen Sie das Miktionsprotokoll. Damit kann der Arzt viele wichtige Erkenntnisse gewinnen, zum Beispiel:
- Trinkt der kleine Patient zu ungünstigen Zeiten, etwa vor dem zu Bett gehen, zu große Mengen?
- Ist die Kapazität der Blase entsprechend des Alters entwickelt?
- Übersteigt die nächtliche Urinproduktion das Blasenvolumen?
Laden Sie die PDF-Datei einfach herunter, drucken Sie diese aus und nehmen sie ausgefüllt mit zum nächsten Arztbesuch.
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Oder nutzen Sie zur Dokumentation „Hoppla“ – mehr als ein Online-Blasentagebuch:
Körperliche Untersuchungen
Nachdem der Arzt mit Ihrer Hilfe einen Einblick in die Trink- und Toilettengewohnheiten Ihres Kindes gewonnen hat, folgt die körperliche Untersuchung. Der Arzt tastet Bauch und Rücken des Kindes ab und untersucht den Genitalbereich. Dabei steht im Vordergrund, urologische oder neurologische Erkrankungen beziehungsweise angeborene Fehlbildungen als Ursachen des Einnässens auszuschließen.
Um eine Infektion der Harnwege als Grund der Beschwerden ausschließen zu können, führt der Arzt eine Urinuntersuchung durch. Dazu muss lediglich eine geringe Menge Urin in einen sauberen Becher abgefüllt werden.
Die Urinanalyse liefert dem Arzt wichtige Informationen sowohl über das Stoffwechselgleichgewicht des Kindes als auch über mögliche Erkrankungen der Nieren und über das Vorhandensein von Bakterien.
Eine Ultraschalluntersuchung (Sonografie) kann Auffälligkeiten an den Nieren, der Blase und den ableitenden Harnwegen ausschließen. Durch die Messung des Restharns sowie der Blasenwanddicke kann der behandelnde Arzt Rückschlüsse auf eine überaktive Blase, Blasenentleerungsstörungen oder chronische Erkrankungen ziehen. Diese Untersuchung wird überwiegend von Spezialisten durchgeführt.
Weiterführende Untersuchungen
Nach den bisher beschriebenen Untersuchungen kann in den meisten Fällen mit der Therapie des Einnässens begonnen werden. Sollten diese als Basisdiagnostik bezeichneten Untersuchungen zu keinem eindeutigen Ergebnis führen, besteht die Möglichkeit, eine Harnflussmessung und eine Blasendruckmessung durchzuführen. Diese erfolgen beim Urologen oder in darauf spezialisierten Zentren.
Eine Harnflussmessung wird durchgeführt, um auszuschließen, dass eine Harnabflussstörung vorliegt.
Die Blasendruckmessung wird nur dann durchgeführt, wenn die Therapie über einen langen Zeitraum nicht erfolgreich ist und keine weiteren Ursachen für das Einnässen gefunden werden können.
Bei der Blasendruckmessung wird die Aktivität des Blasenmuskels und mitunter auch des Beckenbodens gemessen. Auf diese Weise kann sich der behandelnde Arzt endgültige Klarheit über die Ursache des Einnässens verschaffen.
Weiterhin kann der Arzt eine Blutuntersuchung oder eine Blasenspiegelung anordnen.
Wenn psychische Ursachen als Grund für das Einnässen beim Kind tagsüber vermutet werden, kommen zudem psychologische Tests zum Einsatz. Mit ihnen lässt sich feststellen, ob eine psychische Belastung vorliegt, die die Inkontinenz ausgelöst haben könnte.
Tipps für Eltern
Was können Eltern bei Inkontinenz ihrer Kinder tun?
Dem Kind die Angst nehmen
Das Einnässen ist meist für die betroffenen Kinder mit einem hohen Leidensdruck verbunden. Kinder, die Einnässen, fühlen sich „anders“ und schämen sich aufgrund ihres Problems. Sie als Eltern sollten besonders einfühlsam und verständnisvoll mit Ihrem Kind umgehen. Nehmen Sie Ihrem Kind die Angst, „anders“ zu sein und zeigen Sie ihm einen Ausweg auf.
Einer der wichtigsten Schritte zu Beginn der Behandlung besteht darin, das Interesse des Kindes am Trockenwerden zu wecken. Ihr Kind sollte verstehen, worin das Problem liegt, und Spaß daran empfinden, seine Blase zu beeinflussen. Erklären Sie Ihrem Kind, dass es seine Blase noch nicht vollständig im Griff hat.
Um das Verständnis des Kindes zu fördern, sind das Miktionsprotokoll sowie ein Ausmalkalender hilfreich. Der Ausmalkalender behandelt das Einnässen spielerisch und motiviert Ihr Kind, trocken zu bleiben.
Umgang mit Freunden, in Kindergarten und Schule
Aus Angst davor, dass etwas in die Hose geht, trauen sich die betroffenen Kinder manchmal nicht, ihre Freunde zu besuchen. Hier hilft ein offenes Gespräch mit den Eltern der Freunde und das Mitgeben von Wechselwäsche. Nicht selten kennen auch andere Eltern die Erkrankung aus eigener Erfahrung.
Auch im Kindergarten oder der Schule ist es wichtig, dass Sie für einen entspannten und verständnisvollen Umgang mit dem Einnässen sorgen. Reden Sie mit den Erziehern oder Lehrern Ihres Kindes. Den meisten Betreuern ist das Einnässen bereits bekannt, da viele Kinder davon betroffen sind.
Vielleicht kann das Einnässen in diesem Rahmen sogar spielerisch aufgegriffen werden, um über die Ursachen zu informieren.
Beobachtung von Haltemanövern
Unter sogenannten Haltemanövern wird der Versuch verstanden, den Harndrang zu unterdrücken. Kinder setzten diese Verhaltensweisen ein, um ein Einnässen zu verhindern. Zum Beispiel pressen sie die Beine zusammen, hüpfen hin und her, werden zappelig, gehen in die Hocke oder setzen sich auf die Ferse.
Wenn Sie ein derartiges Verhalten bei Ihrem Kind beobachten, erinnern Sie es daran, auf die Toilette zu gehen. Nicht selten unterdrücken Kinder den Harndrang absichtlich während des Spielens oder vergessen den Toilettengang, weil sie so vertieft sind.
Legen Sie gemeinsam mit Ihrem Kind bestimmte Zeiten fest, zu denen es seine Blase entspannt entleeren soll. Diese Zeiten müssen sowohl von Ihnen als auch von Ihrem Kind verinnerlicht und eingehalten werden.
Im Laufe der Zeit soll diese Verantwortung immer mehr auf Ihr Kind selbst übergehen. Es soll den Blasendruckfrühzeitig wahrnehmen und rechtzeitig eine Toilette aufsuchen. Wenn die Blase bereits „Alarm schlägt“, ist es meist zu spät und es bleibt kaum noch Zeit für den Gang zur Toilette. Auf diesem Weg lernt das Kind, die Entleerung der Blase bewusst herbeizuführen.
Ein konsequentes Toilettentraining ermöglicht den notwendigen Informationsaustausch zwischen der Harnblase und dem Gehirn und fördert die normale Ausreifung der dazwischenliegenden Nervenbahnen. Neben der Kontrolle des Wasserlassens ist es ebenso wichtig, auf einen regelmäßigen Stuhlgang zu achten.
Änderung der Trink- und Toilettengewohnheiten
Oftmals kann bereits eine Änderung der Trink- und Toilettengewohnheiten Ihres Kindes einen entscheidenden Erfolg bringen.
- Das Kind nimmt die Haupttrinkmenge in der 1. Tageshälfte zu sich.
- Achten Sie auf den regelmäßigen Gang zur Toilette.
- Geben Sie Ihrem Kind am Abend keine Getränke mit Koffein oder Kohlensäure.
- Vor dem Schlafengehen soll die Blase komplett entleert werden.
- Im sogenannten Kutschersitz kann Ihr Kind die Beckenbodenmuskulatur entspannen und seine Blase vollständig entleeren.
- Achten Sie bei Ihrem Kind auf einen regelmäßigen Stuhlgang.
Beim Kutschersitz stehen die Füße auf einem Hocker. Die Beine sind 90 Grad angewinkelt. Der Oberkörper wird leicht entspannt nach vorn gebeugt, die Arme stützen sich auf die Oberschenkel ab. Zeigen Sie Ihrem Kind diese entspannte Sitzhaltung auf der Toilette und üben Sie diese einige Male gemeinsam.
Sollte Ihr Kind trotz Beachtung dieser Tipps weiterhin einnässen, empfiehlt sich ein Arztbesuch, um eine weiterführende Therapie in Betracht zu ziehen.
Therapie
Einnässen beim Kind: Behandlungsmöglichkeiten
Die gute Nachricht vorweg: Einnässen kann behandelt werden. Es gibt unterschiedliche Behandlungsmethoden, die Ihrem Kind wieder Spaß im Alltag sichern. Aufgrund des hohen Leidensdrucks bei Kind und Eltern sollten Sie eine aktive Behandlung des Einnässens anstreben.
Je nach Diagnose sieht die Behandlung der kindlichen Inkontinenz unterschiedlich aus. Meist steht an erster Stelle die Urotherapie. Falls diese keinen Erfolg zeigt, gibt es die Möglichkeit, Medikamente einzunehmen oder Biofeedback-Methoden zu nutzen.
Was ist die Urotherapie?
Bei der Urotherapie werden Kind und Eltern aufgeklärt, wie die Nieren und die Blase arbeiten und welches Problem bei dem kleinen Patienten vorliegt. So werden das Verständnis und auch die Bereitschaft des Kindes, etwas zu tun, erhöht.
Ihr Kind soll sich die Vorgänge in seinem Körper bewusst machen und lernen, die Blase willentlich zu entleeren. Schon durch die Änderung falscher Trink- oder Toilettengewohnheiten, wie oben beschrieben, wird oft eine deutliche Besserung erreicht, sodass eine weitere Therapie nicht mehr notwendig ist.
Wichtig ist es, auch auf den Stuhlgang zu achten. Die Beseitigung einer Verstopfung hat meist auch die Linderung der Einnäss-Symtpomatik zur Folge.
Was tun, wenn das Kind den Toilettengang aufschiebt (Miktionsaufschub)?
Zu Beginn der Therapie müssen Sie als Eltern das Gespräch mit Ihrem Kind suchen. Nutzen Sie eine entspannte Situation in häuslicher Atmosphäre, um zu ergründen, warum Ihr Kind den Urin zurückhält.
Ziel der Behandlung ist es, dass Ihr Kind mindestens 7-mal am Tag zur Toilette geht. Notieren Sie die Toilettengänge in einem Protokoll und werten Sie dieses gemeinsam mit Ihrem Kind aus. Kleine Belohnungen verstärken auch hier den Erfolg und motivieren zum Weitermachen.
Medikamentöse Behandlung
Bei einer Dranginkontinenz sowie einer überaktiven Blase kann es mitunter nötig sein, Medikamente (sogenannte Blasenspasmolytika) einzunehmen. Diese wirken entkrampfend auf den Blasenmuskel. Die Blase wird ruhig gestellt und kann wieder mehr Urin speichern. Zusätzlich werden die Phasen, in denen Ihr Kind Harndrang verspürt, verringert.
Die Behandlungsdauer fällt sehr unterschiedlich aus. Einige Kinder werden schnell trocken, andere benötigen etwas mehr Zeit. Wichtig: Beenden Sie die Behandlung nicht plötzlich, wenn sich der Erfolg eingestellt hat. Motivieren und leiten Sie Ihr Kind kontinuierlich an, damit es keinen Rückfall erleidet.
Biofeedback-Methoden
Den Kindern wird mithilfe spezieller Biofeedback-Geräte optisch und akustisch die Entspannung und Anspannung ihrer Beckenbodenmuskulatur verdeutlicht. Ziel ist es, dass Ihr Kind lernt, seinen Beckenboden bewusst zu entspannen beziehungsweise anzuspannen.
Das ist hilfreich bei Kindern, die falsche Toilettengewohnheiten wie „stotterndes“ Wasserlassen haben. Das Biofeedback-Training sollte über mehrere Wochen und unter Anleitung speziell ausgebildeter Physiotherapeuten durchgeführt werden.
Mein Sohn, 6 Jahre alt, ist ein sehr aufgeweckter Junge. Beim Fahrradfahren und Fußballspielen ist er kaum zu bremsen. Auch über Echsen und Fische weiß er schon sehr gut Bescheid. Vor dem Schlafen lesen wir immer gemeinsam Bücher darüber. Allerdings mischte sich seit einiger Zeit eine Anspannung in das abendliche Ritual – denn mein Sohn nässte mitunter nachts noch ein. Er wollte auch gar nicht mehr bei Oma und Opa schlafen, die ihn diesbezüglich unter Druck setzten.
Demnächst wird er ein Schulkind und so haben wir doch den Kinderarzt deshalb aufgesucht. Unser Kinderarzt gab erst einmal Entwarnung, dass keine organische Schädigung vorliegt und schickte uns zu einem Urologen. Dieser hat nach einer ausführlichen körperlichen Untersuchung viele Fragen gestellt und meinen Sohn ein Pipi-Protokoll führen lassen.
Nach 6 Wochen hatten wir den nächsten Termin. Bei der Auswertung des Pipi-Protokolls ist dem Arzt aufgefallen, dass mein Sohn auch tagsüber sehr häufig (bis zu 13-mal) auf die Toilette geht und die Urinmenge, die in der Harnblase gespeichert wird, für sein Alter zu gering ist. Mir ist dann auch aufgefallen, dass er häufig ganz schnell auf die Toilette flitzt. Neben vielen Hinweisen zum Verhalten – der Arzt sagte dazu Urotherapie – empfahl er uns beim nächsten Besuch die Einnahme eines Medikamentes, das die Blasenkapazität erhöht.
Dieses Medikament nimmt mein Sohn jetzt seit 8 Wochen und wir bemerken, dass er tagsüber seltener auf die Toilette geht und vor allem nicht mehr so schnell flitzen muss. Das Pipi-Protokoll, das wir in der nächsten Woche mit zum Arzt nehmen müssen, haben wir gerade beendet. Jetzt geht mein Sohn nur noch 8-mal täglich auf die Toilette und kann schon 30 Milliliter Urin in der Blase mehr speichern.
Und wir hatten seit 4 Wochen kein nächtliches Ereignis. Ich bin froh, dass wir uns Hilfe bei einem Arzt geholt haben. Jetzt schauen wir uns wieder entspannt die Bücher vor dem Schlafen an und auch bei Oma und Opa ist es wieder schön.
Fachkreise
Informationen für medizinische Fachkreise
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Services
Kostenlose Downloads und Services
Damit während der oft langwierigen Therapie des Einnässens der Spaß für Ihr Kind nicht zu kurz kommt, stellt die APOGEPHA Arzneimittel GmbH eine Gute-Nacht-Geschichte zum Herunterladen sowie kindgerechtes Servicematerial zur Verfügung.
Gute-Nacht-Geschichte
Damit die Problematik des Einnässens nicht Ihren Familienalltag beherrscht und Ihr Kind bereits mit der Angst ins Bett geht, während des Schlafens einzunässen, stellen wir Ihnen eine Gute-Nacht-Geschichte zum Herunterladen zur Verfügung.
Diese können Sie gemeinsam mit Ihrem Kind vor dem Zubettgehen anhören und so eine entspannte Atmosphäre schaffen.
Laden Sie sich hier das Märchen „Der standhafte Zinnsoldat“ von Hans Christian Andersen als mp3-Datei herunter:
Das Märchen „Der standhafte Zinnsoldat“ wurde von www.vorleser.net zur Verfügung gestellt.
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FAQ
Einnässen: FAQs zu Inkontinenz bei Kindern
Es gibt verschiedene Ansätze, um Einnässen zu behandeln. Dazu gehören Verhaltenstherapie, Belohnungssysteme, medikamentöse Behandlungen und Biofeedback. Wichtig ist, Geduld zu haben und das Kind zu unterstützen. Schimpfen oder Bestrafen macht die Situation meist noch schlimmer.
Warum ein Kind einnässt, kann vielfältige Gründe haben. Oft steckt eine verzögerte Entwicklung der Blasenkontrolle dahinter, aber auch Harnwegsinfekte, angeborene Fehlbildungen, psychische Stressfaktoren oder Hormonungleichgewichte kommen als Ursache infrage.
Ein Kind kann, nachdem es einmal trocken war, wieder einnässen. Mögliche Gründe dafür sind Stress, Veränderungen im Alltag, Infektionen, Verstopfung oder andere medizinische Bedingungen. Rückfälle sind nicht ungewöhnlich und meist vorübergehend.
Ein Kind gilt als inkontinent, wenn es im Alter von 5 Jahren oder älter mindestens 2-mal pro Monat unkontrolliert Wasser lässt, entweder tagsüber oder nachts, und dies über einen längeren Zeitraum hinweg auftritt.
Inkontinenz tagsüber ist bei Kindern bis zum Alter von etwa 4 bis 5 Jahren normal. Wenn es darüber hinaus anhält, sollte ein Arzt konsultiert werden, um mögliche Ursachen abzuklären.
Bis zum 5. Lebensjahr sollte die Blasenkontrolle abgeschlossen sein. Falls ein Kind ab 5 Jahren noch einnässt, ist eine Behandlung sinnvoll. Geben Sie Ihrem Kind noch etwas Zeit und suchen Sie bei anhaltenden Problemen ab 5 Jahren einen Kinderarzt auf.