Verschiedene Strategien zur Behandlung von Harnwegsinfektionen vergleichbar
NEW YORK (Reuters Health) ? Die Dauer und Schwere einer Harnwegsinfektion (urinary tract infection, UTI) scheint nicht davon abhängig zu sein, ob Antibiotika direkt oder zeitlich verzögert verabreicht werden. Auch das Diagnoseverfahren bleibt, laut einer aktuellen Studie mit weiblichen Probanden, ohne Auswirkungen. Den kosteneffizientesten Weg stellt allerdings die Diagnose anhand von Urin-Teststreifen mit unmittelbarer anschließender Therapie dar.
Die Ergebnisse der Untersuchung, die von Dr. Paul Little von der University of Southamptom, Groß-Britannien, durchgeführt wurden, wurden vorab in der Onlineausgabe des British Medical Journal (BMJ) veröffentlicht.
In einem randomisierten Ansatz verglich die Arbeitsgruppe um Dr. Little die Effektivität von fünf verschiedenen Möglichkeiten UTI-Verdachtsfälle zu managen. Die Studie schloss 309 Frauen zwischen 18 und 70 Jahren ein, die nicht schwanger waren.
Die Wissenschaftler verfolgten fünf verschiedene Strategien der Antibiotikagabe: Unmittelbar nach Diagnose, als verzögerte empirische Therapie (48 Stunden nach der Vorstellung), bei zwei oder mehr Symptomen (Ausflockungen im Urin, Geruch, Nykturie, Dysurie), bei Nitrit oder Leukozyten und Blut im Urin (Diagnose anhand von Teststreifen) oder bei positiver Urinanalyse des Mittelstrahls.
Die Auswertung der Ergebnisse zeigte, dass sich Dauer und Schwere der Symptome bei allen Behandlungsansätzen nicht signifikant unterschieden. Im Gegensatz dazu variierte der Verbrauch des Arzneimittels zwischen 77 Prozent bei zeitlich verzögerter und 97 Prozent bei sofortiger Verabreichung. Unabhängig von der Gruppenzugehörigkeit konsultierten die Patientinnen, die 48 Stunden vergehen ließen, bevor sie Antibiotika einnahmen, seltener den Arzt als die, die unmittelbar eine medikamentöse Behandlung erhielten. Allerdings zeigten sie durchschnittlich 37 Prozent länger Symptome als direkt Therapierte.
In einer ähnlichen Studie, die in der selben Ausgabe veröffentlicht wurde, berechneten Forscher die Kosteneffizienz der unterschiedlichen Therapien. Die durchschnittlichen Kosten pro Patient innerhalb eines Monats schwankten zwischen ungefähr 35 Euro bei sofortiger Gabe und rund 42 Euro bei einer Diagnose anhand Mittelstrahl-Analyse. Unter der Annahme, dass ein Tag mehr ohne moderate bis schwere Symptome weniger als elf Euro wert ist, berechneten die Wissenschaftler, dass die Kombination aus Diagnose mit Urin-Teststreifen und unmittelbarer Antibiotikagabe die kostengünstigste Alternative ist - trotz "Berücksichtigung der Unsicherheit bezüglich der Schätzungen".
In zwei weiteren Studien untersuchte die Arbeitsgruppe um Dr. Little, wie Antibiotika den Verlauf der UTI beeinflussen und was die behandelten Frauen über das Management ihrer Krankheit dachten. Laut ihren Ergebnissen sind Frauen einer zeitlich verzögerten Behandlungsstrategie gegenüber offen und empfinden eine "im Fall des Falles"-Verschreibung als beruhigend. Wurde allerdings kein Antibiotikum gegeben oder lag eine Resistenz vor, so die Studie, stieg die Dauer der schweren Symptome durchschnittlich um 50 Prozent an.
Quelle: BMJ, Onlineveröffentlichung vom 10. Februar 2010