Studie: Rauchen macht Prostatakrebs tödlicher
CHICAGO (Reuters) - Rauchen erhöht das Risiko, dass Männer mit Prostatakrebs an der Erkrankung sterben, warnen US-Wissenschaftler.
Je länger die Männern geraucht hätten, desto größer sei das Risiko gewesen, sagte Dr. Stacey Kenfield von der Harvard School of Public Health in Boston, deren Studie am 21. Juni online im Journal of the American Medical Association erschienen ist.
Kenfield und ihre Kollegen untersuchten 5366 Männer, bei denen zwischen 1989 und 2006 Prostatakrebs diagnostiziert worden war.
"Wir verglichen Raucher mit Patienten, die nie geraucht hatten. Verglichen mit denjenigen, die niemals geraucht hatten, hatten Raucher ein um 61 Prozent erhöhtes Risiko, an Prostatakrebs zu sterben, ebenso wie ein um 61 Prozent erhöhtes Risiko für ein Rezidiv der Krebserkrankung", sagte Kenfield in einem Telefoninterview.
Doch Männer, die mindestens ein Jahrzehnt vor der Krebserkrankung mit dem Rauchen aufgehört hatten, schienen dem erhöhten Risiko nicht ausgesetzt zu sein.
Die Veröffentlichung der Studie überschneidet sich mit einer neuen Anti-Raucher-Kampagne der US-Regierung, die ab 2012 abschreckende Bilder und Warnungen auf Zigarettenpackungen und in der Tabakwerbung vorschreibt.
Verglichen mit Rauchern, hatten Männer, die schon seit mehr als zehn Jahren nicht mehr rauchten, dasselbe Sterberisiko wie diejenigen, die nie geraucht hatten, wie Kenfield und ihre Kollegen herausfanden.
Bei Rauchern war die Krebserkrankung zum Zeitpunkt der Diagnose schon weiter fortgeschritten als bei Nichtrauchern. Das könnte daran liegen, dass Raucher sich seltener vorbeugend untersuchen lassen, oder dass das Rauchen zu einer aggressiveren Ausprägung des Prostatakrebses beiträgt, sagte Kenfield.
Doch selbst nach Anpassung der Ergebnisse um das Stadium der Erkrankung sei das Sterberisiko für Männer, die zum Zeitpunkt der Diagnose rauchten, immer noch erhöht gewesen, sagte sie.
Ein möglicher Grund ist, dass Rauchen die Angiogenese fördert und so das Tumorwachstum antreibt, indem der Tumor verstärkt mit Blut versorgt wird.
Kenfield sagte, die Studie sei nicht groß genug gewesen, um zu sehen, ob es das Wachstum des Prostatatumors verlangsamt, wenn die Patienten bei Diagnose mit dem Rauchen aufhören, doch sie meinte, es könnte trotzdem eine gute Idee sein.
"Rauchen steht mit so vielen chronischen Erkrankungen in Zusammenhang. Einer von sechs Männern erkrankt an Prostatakrebs, doch nur einer von 36 Patienten stirbt daran. Die meisten Männer sterben an etwas anderem", sagte Kenfield.
Sie sagte, selbst wenn Rauchen nicht dazu führe, dass Männer an Prostatakrebs sterben, könnten sie an anderen mit dem Rauchen verbundenen Krankheiten sterben.
Dr. Elizabeth Kavaler vom Lenox Hill Hospital in New York, die nicht an der Studie beteiligt war, sagte, die Ergebnisse würden Sinn ergeben, denn Rauchen schwäche das Immunsystem und krebserregende Substanzen im Tabak könnten das Tumorwachstum und die Krankheitsprogression fördern.
"Es ist interessant zu sehen, dass Rauchen ein unabhängiger Risikofaktor für die Krankheitsprogression ist, ohne Beziehung zu Herzerkrankungen und anderen bekannten Folgeerkrankungen des Rauchens", sagte Kavaler in einem Kommentar.
Quelle: JAMA 2011;305(24):2548-2555 (doi: 10.1001/jama.2011.879)