Schon geringer Gewichtsverlust kann Harninkontinenz bessern
NEW YORK (Reuters Health) - Übergewichtige Frauen mit Problemen bei der Blasenkontrolle können diese Symptome oft schon durch eine geringe Gewichtsabnahme lindern, wie eine neue Studie zeigt.
Überschüssiges Körperfett, speziell im Abdominalbereich, ist ein Risikofaktor für Harninkontinenz. Untersuchungen haben gezeigt, dass Gewichtsabnahme diesen Problemen vorbeugen oder schon bestehende Symptome lindern kann. Es war jedoch nicht genau bekannt, wie viel Gewicht Frauen verlieren müssen, damit sich die Symptome signifikant verbessern.
Die neue Studie, veröffentlicht in der August-Ausgabe von Obstetrics & Gynecology, deutet darauf hin, dass übergewichtige und fettleibige Frauen schon von einer Gewichtsreduktion von fünf bis zehn Prozent ihres Ausgangsgewichts profitieren können. Diese Spanne gilt bei stark übergewichtigen Menschen als geringer bis moderater Gewichtsverlust. Eine 100 Kilo schwere Frau müsste als nur fünf Kilo abnehmen.
Für die Studie verfolgten die Wissenschaftler 338 übergewichtige und fettleibige Frauen mit Harninkontinenz. Die Frauen waren randomisiert entweder einem Gewichtsreduktionsprogramm bestehend aus Diät, Bewegung und Verhaltensänderung oder einer Kontrollgruppe, die nur eine Ernährungsberatung erhielt, zugewiesen worden. Über 18 Monate führten die Frauen ein Tagebuch, in dem sie ihre Inkontinenzsymptome festhielten.
Insgesamt fanden die Wissenschaftler, dass Frauen, die fünf bis zehn Prozent ihres Ausgangsgewichts abnahmen, zwei- bis viermal häufiger angaben, dass sich bei ihnen die Inkontinenzsymptome gebessert hätten - verglichen mit den Frauen, die im Laufe der Studie noch zunahmen.
Eine signifikante Verbesserung definierten die Wissenschaftler als eine Abnahme der Inkontinenzepisoden in der Woche um mindestens 70 Prozent. 54 Prozent der Frauen, die fünf bis zehn Prozent abgenommen hatten, berichteten nach 18 Monaten von einem solchen Rückgang der Symptome - verglichen mit 37 Prozent der Frauen, die noch zugenommen hatten.
Diese Ergebnisse sollten für Frauen "ermutigend" sein, da ein Gewichtsverlust dieser Größenordnung für viele übergewichtige Menschen erreichbar ist, so die Forscher um Dr. Rena R. Wing vom Miriam Hospital und der Brown University in Providence, Rhode Island.
Die Ergebnisse stammen aus einer klinischen Studie, in der getestet wurde, ob Diät und Bewegung dabei helfen können, Inkontinenzsymptome zu reduzieren. Zu Studienbeginn waren die Frauen durchschnittlich 53 Jahre alt und schwer fettleibig.
Den randomisiert der Interventionsgruppe zugeteilten Frauen wurde eine kalorienreduzierte Diät mit 1200 bis 1800 Kalorien am Tag verordnet. Sie arbeiteten außerdem darauf hin, sich mindestens drei Stunden pro Woche sportlich zu betätigen - zum Beispiel durch schnelles Gehen. Außerdem traf sich die Gruppe einmal die Woche, um über Veränderungen des Lebensstils zu reden.
Das Programm dauerte sechs Monate. Frauen, die abgenommen hatten, gingen danach zu einem Erhaltungsprogramm über, das darauf abzielte, die Lebensstilveränderungen aufrecht zu erhalten, etwa durch zweiwöchentliche Gruppentreffen. Den Frauen in der Kontrollgruppe wurden Kurse angeboten, in denen sie hinsichtlich Ernährung, Bewegung und Gewichtsabnahme beraten wurden, insgesamt waren dies sieben Kurstermine in 18 Monaten.
Am Ende der Studie war es den meisten Frauen gelungen, eine gewisse Gewichtsreduktion zu erreichen und aufrecht zu erhalten. 21 Prozent lagen dabei in der Spanne von fünf bis zehn Prozent ihres Ausgangsgewichts, 25 Prozent hatten noch mehr abgenommen. Ein Viertel der Teilnehmerinnen hatte zugenommen.
Als die Wissenschaftler andere Faktoren, die das Inkontinenzrisiko beeinflussen können - wie Alter, Rauchen, mehrere Schwangerschaften - , berücksichtigten, stellten sie fest, dass Frauen, die fünf bis zehn Prozent an Gewicht verloren hatten, zwei- bis viermal häufiger von einer signifikanten Reduktion der Inkontinenzepisoden berichteten als Frauen, die zugenommen hatten.
Ein größerer Gewichtsverlust schien hinsichtlich der Inkontinenz keine zusätzlichen Vorteile zu bringen. Dr. Wing und ihre Kollegen schreiben allerdings, dass sie "solche Effekte nicht mir Sicherheit ausschließen können".
Die Wissenschaftler betonen, dass andere Therapien für Harninkontinenz, zum Beispiel Medikation, nur die Blasenstörung selbst angreifen. Die Gewichtsabnahme dagegen "hat ein weites Spektrum von Vorteilen" für übergewichtige Menschen, schreiben sie.
"Eine anhaltender Rückgang der Harninkontinenz kann nun zu der langen Liste an gesundheitlichen Vorteilen, die eine Gewichtsabnahme mit sich bringt, hinzugefügt werden", merken sie an.
Quelle: Obstetrics & Gynecology;16(2):284-292