Sakrale Neuromodulation hilft inkontinenten Kindern
NEW YORK (Reuters Health) - Die sakrale Neuromodulation (SNM) kann bei Kindern mit Schließmuskelstörungen Harn- und Stuhlinkontinenz verringern, berichten französische Wissenschaftler.
Sie empfehlen erst eine sakrale Neuromodulation in Betracht zu ziehen, bevor ein inkontinentes Kind einer irreversiblen Operation unterzogen wird.
In einer früheren Studie hatte das gleiche Forscherteam herausgefunden, dass SNM die Blasen- und Darmfunktion bei Kindern mit neurogener Blase verbessern kann. Das Verfahren sei zudem bei Schließmuskelstörungen bei Erwachsenen nützlich, schreiben die Mediziner in der Augustausgabe von The Journal of Urology.
Aufgrund der ermutigenden Ergebnisse aus pädiatrischen Studien führten Dr. Mirna Haddad vom Hopital d'Enfants de la Timone in Marseille und Kollegen kürzlich eine Studie mit 33 inkontinenten Kindern (Durchschnittsalter 12 Jahre) durch. Die Kinder litten aufgrund einer neurogenen Blase an Harninkontinenz und/oder aufgrund einer kongentialen Missbildung an Stuhlinkontinenz.
Nach der Implantation des nervenstimulierenden Geräts und des Anschlussdrahts wurden die Kinder randomisiert sechs Monaten mit Stimulation ("ON-Phase") oder sechs Monaten ohne Stimulation ("OFF-Phase") zugeteilt. Nach Ablauf der jeweiligen ersten Phase und einer 45-tägigen Auswaschperiode wechselte die Zuteilung.
Die klinischen Ansprechraten waren signifikant besser, wenn die SNM eingeschaltet war (75%) - verglichen mit der OFF-Phase (21%; p = 0,001). Dies galt sowohl für die Harninkontinenz (81% Ansprechen mit SNM "ON" und 24% mit "OFF") als auch die Stuhlinkontinenz (78% und 17%; p = 0,001 für beide Vergleiche).
In keinem Fall zeigte ein Kind nur in der OFF-Phase ein Therapieansprechen - jedoch sprachen 13 Kinder nur in der ON-Phase an. Während der SNM war die cystometrische Blasenaktivität signifikant höher und die Blase war signifikant überaktiver als ohne SNM.
Bei sechs Patienten (18%) kam es zu Komplikationen, darunter vier mit Infektionen (alles Non-Responder) und zwei, bei denen der Anschlussdraht ausgetauscht werden musste.
Die Verbesserungen bei Harn- und Stuhlinkontinenz korrelierten nicht immer mit den Verbesserungen bei urodynamischen und manometrischen Befunden, was die Forscher zu der Schlussfolgerung führte, dass "die physiologischen Mechanismen, die der Wirkweise der SNM auf die Harn- und Stuhlinkontinenz zugrunde liegen, noch immer kaum verstanden sind".
"Es gibt neue Behandlungsmöglichkeiten für neurogene Harninkontinenz, die voraussetzen, dass die Patienten in regelmäßigen Abständen eine saubere Selbst-Katheterisierung durchführen, um die Blase zu leeren", schreibt Dr. Emmanuel Chartier-Kastler von der Medizinischen Fakultät Pierre et Marie Curie in Paris in einem begleitenden Kommentar.
"Diese Studie erlaubt uns eine eindeutigere und unabhängigere Evaluation der SNM in einem einzigartigen Studiendesign."
Quelle: J Urol 2010;184:696-701.