Neuer Schließmuskel für Frauen mit Belastungsinkontinenz kann laparoskopisch eingesetzt werden
NEW YORK (Reuters Health) - Bei den meisten Frauen mit Belastungsinkontinenz kann ein künstlicher Schließmuskel sicher laparoskopisch implantiert werden, berichten französische Wissenschaftler online in BJU International.
Nach einem durchschnittlichen Follow-up von 26 Monaten gaben 19 der 25 operierten Frauen (mittleres Alter 67 Jahre) an, vollständig kontinent zu sein (keine Verwendung von Einlagen mehr). Vier der Frauen erreichten "soziale Kontinenz" (eine Einlage pro Tag). Die beiden restlichen Patientinnen erlitten durch die aufblasbare urethrale Manschette des künstlichen Sphinkters eine vaginale Atrophie, weshalb die Implantate entfernt werden mussten. Diese beiden Frauen waren insulinabhängige Diabetikerinnen und ihre operativen Eingriffe waren "mühsam" gewesen, da sie von früheren Operationen im Beckenraum urethrovaginale Adhäsionen aufwiesen.
Bei fünf Frauen kam es nach der postoperativen Entfernung des Harnröhrenkatheters zu einer vorübergehenden Harnretention. Bei vier der fünf Frauen wurde das Problem gelöst, indem der Katheter für zwei weitere Tage eingesetzt wurde. Die fünfte Frau, die an Spina bifida litt, wies weiterhin eine Harnretention auf und benötigte vier Wochen lang einen suprapubischen Katheter.
Dies sei die bislang größte veröffentlichte Serie von Patienten, die sich einer laparoskopischen Implantation eines künstlichen Schließmuskels unterzogen haben und auch die Studie mit dem längsten durchschnittlichen Follow-up, so die Autoren.
Der künstliche Harnröhrenschließmuskel war ursprünglich für Männer gedacht, die sich einer radikalen Prostatektomie unterzogen haben. Die offene Implantation bei Frauen könne eine "chirurgische Herausforderung" sein, heißt es in dem Artikel, speziell, wenn Komorbiditäten vorlägen oder die Patientin schon Operationen im Beckenraum gehabt habe.
Seniorautor Dr. Athanasios Papatsoris von der Clinique Chirurgicale du Pre, Technopole Universite in Le Mans, Frankreich, schrieb in einer E-Mail an Reuters Health, dass der künstliche Schließmuskel "der letzte Ausweg" für Frauen mit schwerer Belastungsinkontinenz sei. Zuvor hätten sie meist schon andere Eingriffe machen lassen. Tatsächlich hatten alle Frauen in dieser Studie bereits urogynäkologische Operationen hinter sich.
"Deshalb kann die offene Methode im Vergleich zur vergrößerten laparoskopischen Sicht technisch schwierig sein", sagte er. Außerdem habe die laparoskopische Operation die "klassischen Vorteile", so wie die schnellere Genesung und der kürzere Krankenhausaufenthalt, weniger postoperative Schmerzen und bessere kosmetische Ergebnisse.
Die vorliegende Studie war nicht randomisiert und hatte auch keine Kontrollgruppe, vom BJU International ist ihr deshalb der Evidenzlevel 2c zugewiesen worden. Dr. Papatsoris bestätigt, dass mehr Patienten und randomisierte, vergleichende Studien notwendig seien.
Der Eingriff dauerte im Durchschnitt gut 90 Minuten und der Krankenhausaufenthalt lag bei vier Tagen. Bei sechs Frauen mit urogenitalem Prolaps sei die laparoskopische Promontofixation unkompliziert gewesen, so die Autoren.
In einem Kommentar merkte Dr. Drogo K. Montague von Ohio's Cleveland Clinic an: "Diese Studie zeigt, dass die Implantation von künstlichen Sphinktern durch den transperitonealen laparoskopischen Ansatz in Zukunft eine größere Rolle in der Behandlung von Frauen mit Belastungsinkontinenz spielen kann."
Das in dieser Studie verwendete Implantat ist das AMS 800 Urinary Control System (American Medical Systems Inc., Minnetonka, Minnesota).
BJU Int. 2010 Feb 2. [Epub ahead of print]