Künstlicher Schließmuskel wirkt bei Frauen mit Belastungsinkontinenz
NEW YORK (Reuters Health) – Ein künstlicher Blasenschließmuskel kann für Frauen mit Belastungsinkontinenz eine wirksame Alternative darstellen, berichten australische Forscher.
Der künstliche Schließmuskel für die Blase gelte als Goldstandard in der Behandlung von Harninkontinenz bei Männern, sei aber bei Frauen, die sich meist einer Schlingensuspension unterzögen, bislang weitgehend ignoriert worden, sagten Dr. Eric Chung und Dr. Ross A. Cartmill vom Princess Alexandra Hospital in Queensland.
Ein künstlicher Schließmuskel sei nur für Frauen geeignet, deren Harninkontinenz auf eine intrinsische Sphinkterdefizienz zurückgehe, merkten sie an.
In einem am 25. Mai online im BJU International veröffentlichten Artikel berichten sie von 25 Jahren Erfahrung mit 47 aufeinander folgenden Patientinnen, denen zur Behandlung einer Belastungsinkontinenz ein künstlicher Schließmuskel implantiert wurde. Der durchschnittliche Follow-up in der Gruppe lag bei 13,5 Jahren.
„Das beste Operationsergebnis wurde bei jüngeren Frauen erzielt, und die meisten Frauen behielten eine zufriedenstellende langfristige Kontinenzrate“, trotz der Notwendigkeit einer Nachoperation bei etwa einem Drittel, fügten die Forscher hinzu.
Die meisten Frauen hatten vor der Implantation des künstlichen Schließmuskels schon andere operative Eingriffe ausprobiert.
Als die Autoren ihren Artikel verfassten, waren noch 39 künstliche Schließmuskel (83%) in situ. Die anderen acht waren nach durchschnittlich 40 Monaten entfernt worden, weil es zur Erosion oder zu Infektionen gekommen war.
Bei 16 Frauen war eine Nachoperation nötig (darunter vier, die zweimal nachoperiert werden mussten). Die meisten dieser Eingriffe fanden wegen Defekten an den Implantaten statt. Die Zeit bis zur ersten Nachoperation lag im Durchschnitt bei 88 Monaten, die durchschnittliche Zeit bis zur zweiten Nachoperation betrug 56 Monate.
Die Kontinenzrate (ohne Verwendung von Einlagen) lag bei den Frauen, deren künstlicher Schließmuskel sich noch an Ort und Stelle befand, bei 59 Prozent; diese Rate erhöhte sich auf 85 Prozent, wenn die Frauen gleichzeitig in regelmäßigen Abständen eine saubere Selbstkatheterisierung durchführten. Eine Frau (2%) blieb trotz künstlichem Schließmuskel, Anticholinergika und Selbst-Katheterisierung inkontinent.
Die Autoren räumten Einschränkungen dieser Fallserie ein, insbesondere aufgrund der kleinen Anzahl von Patienten.
Im Jahr 2006 hat Reuters Health schon einmal über 31 Frauen berichtet, denen ein künstlicher Schließmuskel eingesetzt worden war. Der Autor dieser Studie, Dr. Ananias C. Diokno, sagte gegenüber der Nachrichtenagentur, dass der künstliche Schließmuskel viel zu selten zum Einsatz komme, da viele Ärzte seine Funktion und die damit möglichen Operationsergebnisse nicht verstünden. „Wir hoffen, dass mehr Mediziner ihre Patienten zumindest über diese Option informieren, so dass der Patient sich bei jemanden, der sich damit auskennt, Rat holen kann“, sagte er damals.
Anfang diesen Jahres berichteten französische Forscher, dass der künstliche Schließmuskel auch laparoskopisch eingesetzt werden könne und dies den Eingriff bei Frauen viel einfacher mache. Doch derzeit würden synthetische Schlingen und pubovaginale Faszienschlingen das Feld der weiblichen Harninkontinenz dominieren, nur an großen Lehrkrankenhäusern kämen künstliche Schließmuskel zum Einsatz, fügten sie hinzu.
BJU International, 25. Mai 2010