Krankenhäuser vernachlässigen Maßnahmen, um katheterassoziierten Harnwegsinfekten vorzubeugen
NEW YORK (Reuters Health) - US-amerikanische Krankenhäuser haben wenige Strategien etabliert, um katheterassoziierten Harnwegsinfekten vorzubeugen, so die Ergebnisse einer nationalen Umfrage.
Bei Harnwegsinfekten handele es sich um die häufigste nosokomiale Infektion in den USA, und mehr als 80 Prozent der Patienten, die während eines Krankenhausaufenthaltes einen Harnwegsinfekt entwickeln, hätten einen liegenden Blasenkatheter, schreiben die Autoren in Clinical Infectious Diseases vom 15. Januar. Jedoch erstattet Medicare nicht mehr die Kosten für die Behandlung vermeidbarer Komplikationen während des Krankenhausaufenthaltes.
Um zu untersuchen, wie Kliniken das Risiko für Harnwegsinfekte angehen, schickten Dr. Sanjay Saint vom Veterans Affairs Ann Arbor Healthcare System und Kollegen in Michigan Fragebögen an Koordinatoren für die Infektionskontrolle an 719 über die USA verteilte Kliniken. Die Response-Rate betrug 72 Prozent.
Die Ergebnisse zeigen, dass die meisten Krankenhäuser nicht kontrollieren, welche Patienten einen Katheter haben, wie lange sie einen solchen liegen hatten oder wann er entfernt wurde. Fast ein Drittel verfolgt die Raten von Harnwegsinfekten in ihren Patientenpopulationen nicht.
Nur 30 Prozent der Kliniken gaben die regelmäßige Verwendung antimikrobieller Blasenkatheter und tragbarer Ultraschall-Blasenscanner an, um die Harnretention zu messen. Weniger als 15 Prozent nutzen regelmäßig alternative Mittel, wie Kondomkatheter bei Männern und suprapubische Katheter.
"Trotz Evidenz für den Nutzen und hoher Augenscheinvalidität wurden Wiedervorlagen für Blasenkatheter in weniger als zehn Prozent der Kliniken genutzt", merken Dr. Saint und seine Mitarbeiter an.
Darüber hinaus war es bei Kliniken, die an gemeinschaftlichen Anstrengungen zur Reduktion von nosokomialen Infektionen teilnahmen, nicht wahrscheinlicher, dass sie Maßnahmen zur Prävention von Harnwegsinfekten etabliert hatten.
"Diese Nachlässigkeit erscheint ungewöhnlich", schreibt Dr. Lindsay E. Nicolle in einem begleitenden Editorial, aber es gibt plausible Erklärungen. Nosokomiale Harnwegsinfekte stehen auf der Liste der Infektionskontroll-Spezialisten ganz unten; sie verursachen weit weniger Morbidität und Mortalität als Wundinfektionen, Pneumonie und Bakteriämie; und die Behandlung ist einfach und preiswert.
Dr. Nicolle von der University of Manitoba in Kanada behauptet, dass die Reduktion von Ausmaß und Dauer des Einsatzes liegender Katheter Harnwegsinfektionen vorbeugt. Datenüberwachungssysteme, Wiedervorlagen für Ärzte und Stop-Orders seien die offensichtlichsten Mittel, um dieses Ziel zu erreichen.
Quelle: Clin Infect Dis 2008;46:243-253.