Drei-Millionen-Mann-Studie bringt BPH mit Prostatakrebs in Verbindung
NEW YORK (Reuters Health) - Männer mit benigner Prostatahyperplasie (BPH) haben ein höheres Risiko für Prostatakrebs und für einen tödlichen Verlauf der Krebserkrankung, so die Ergebnisse einer Analyse von drei Millionen dänischen Männern, die bis zu 27 Jahre nachbeobachtet wurden.
Eine mögliche Verbindung zwischen BPH und Prostatakrebs ist "umstritten und wird schon seit etlichen Jahren diskutiert. Es hat Studien gegeben, die den Link bestätigten und andere, die keinen Zusammenhang fanden", sagte Dr. David Orsted vom Universitätsklinikum Kopenhagen in Herlev gegenüber Reuters Health.
"Unsere Studie ist die bislang größte und wir haben ziemlich konsistente Ergebnisse, die diese Verbindung zeigen", sagte Orsted, der die Resultate vergangenen Monat beim European Multidisciplinary Cancer Congress in Stockholm vorstellte.
Orsted und seine Kollegen sammelten Daten von 3.009.258 Männern aus fünf nationalen Registern gesammelt: bei 53.315 wurde Prostatakrebs diagnostiziert, 25.459 starben daran.
Zwischen 1980 und 2006 wurden 187.591 Männer wegen BPH in ein Krankenhaus eingewiesen und 77.698 wurden deswegen operiert. Von 1995 bis 2006 erhielten 143.365 α1-Adrenozeptorantagonisten und 47.465 5α-Reduktasehemmer.
Im Vergleich zu Männern ohne BPH entwickelten die wegen BPH hospitalisierten Männer 2,22-mal häufiger Prostatakrebs und starben doppelt so häufig an der Krebserkrankung. Männer, die wegen BPH operiert worden waren, erkrankten 3,26-mal häufiger an Prostatakrebs, die Prostatakrebs-Mortalität lag bei ihnen 7,85-mal höher.
Analysen von altersgematchten Kohortenstudien fanden Hazard Ratios für die Prostatakrebs-Inzidenz von 3,04 für Hospitalisierung wegen BPH, von 2,60 für Operation, von 4,49 für die Einnahme von α1-Adrenozeptorantagonisten und von 2,54 für die Einnahme von 5α-Reduktasehemmern.
Besonders besorgniserregend sei, dass sich das Prostatakrebsrisiko bei einer Operation fast verachtfacht habe, sagte Dr. Stig Bojesen, der an der Studie beteiligt war.
Bojesen, ebenfalls von der Universität Kopenhagen, sagte zu Reuters Health: "Ich denke, wir müssen diese Zahl sehr ernst nehmen ... ist sie biologisch bedingt, muss irgendeine Operationsmethode verändert werden, was könnten die Ursachen sein, denn ein um das Achtfache erhöhtes Risiko für eine Todesursache, die so schon recht häufig ist, ist ganz schön viel."
Angesichts der Hypothese, dass sowohl bei BPH als auch bei Prostatakrebs Entzündungsreaktionen eine Rolle spielen, sei es möglich, dass ein chirurgischer Eingriff die Entzündung verschlimmere und so das Risiko für Prostatakrebs und die daraus resultierende Mortalität erhöhe, ergänzte er.
"Ich denke, darüber sollten wir mit Urologen diskutieren", sagte Bojesen. "Wir sind Laborärzte, also können wie die Operation nicht verändern, aber Urologen schon."
Quelle: The European Multidisciplinary Cancer Congress, Stockholm, 23. bis 27. September 2011