Blasenkatheterisierung mit schlechteren Verläufen bei hospitalisierten Senioren verbunden
NEW YORK (Reuters Health) - Ältere Patienten, denen ein Blasenkatheter gelegt wird, ohne dass eine spezifische medizinische Indikation dafür vorliegt, haben ein erhöhtes Risiko für Tod und einen längeren Klinikaufenthalt. Das belegen Befunde in der Februarausgabe des Journal of the American Geriatrics Society.
Verfügbare Daten lassen vermuten, dass mehr als 20 Prozent der Blasenkatheter bei Krankenhauspatienten ohne spezifische medizinische Indikation - wie Operation, Harnverhalt oder Messung der Urinausscheidung ? gelegt werden. Möglicherweise wisse der behandelnde Arzt noch nicht einmal darüber Bescheid, dass bei seinem Patienten ein Katheter gelegt wurde, merken Dr. Jayna M. Holroyd-Leduc von der University of Calgary, Alberta, und seine Kollegen aus Kanada und den USA an.
In einer prospektiven Kohortenstudie untersuchten die Wissenschaftler den Zusammenhang von Blasenverweilkathetern und nachteiligen Verläufen bei 535 Patienten, die mindestens 70 Jahre alt waren. Blasenverweilkatheter wurden bei 76 (14,2 Prozent) dieser Patienten gelegt - der Tatsache zum Trotz, dass bei ihnen keine spezifische medizinische Indikation für eine Katheterisierung vorlag. Das Legen des Blasenverweilkatheters erfolgte innerhalb von 48 Stunden nach der Aufnahme.
Die Mortalitätsraten während des Krankenhausaufenthalts waren bei den katheterisierten Patienten höher als bei jenen ohne Katheter (6,6 Prozent versus 1,5 Prozent, p = 0,006). Bei katheterisierten Patienten war es auch wahrscheinlicher, dass sie innerhalb von 90 Tagen nach der Entlassung aus dem Krankenhaus starben (25,0 Prozent versus 10,5 Prozent; p < 0,001).
Katheterisierte Patienten verweilten länger im Krankenhaus als nicht katheterisierte (Median sechs Tage respektive vier Tage; p = 0,001). Es wurde jedoch kein Zusammenhang zwischen Katheterisierung und Abnahme bei der Verrichtung alltäglicher Aufgaben oder der Aufnahme in ein Pflegeheim beobachtet.
Das Legen von "Blasenverweilkathetern ohne eine spezifische medizinische Indikation stellt möglicherweise eine Gefahr der Hospitalisierung dar", vermuten die Wissenschaftler. Diese Befunde seien auch "konsistent mit der aktuellen Beobachtung, dass eine intensivere und invasivere Krankenhauspflege die Verläufe bei den Patienten möglicherweise nicht verbessert".
Quelle: J Am Geriatr Soc 2007;55:227-233.