Antimikrobielle Prophylaxe beugt rezidivierenden Harnwegsinfekten bei kleinen Kindern nicht vor
NEW YORK (Reuters Health) - Es ist unwahrscheinlich, dass wegen Harnwegsinfekten behandelte Kleinkinder nach Remission der Erkrankung von einer fortgeführten Antibiotika-Prophylaxe profitieren, so eine Studie im Journal of the American Medical Association vom 11. Juli.
Eine prophylaktische Behandlung beugt einem Rezidiv nicht vor und erhöht das Risiko einer Infektion durch antibiotikaresistente Pathogene.
Eine Praxis-Leitlinie der American Academy of Pediatrics von 1999 empfiehlt bei kleinen Patienten mit einem ersten Harnwegsinfekt eine bildgebende Untersuchung, um auf vesikoureteralen Reflux (VUR) hin zu überprüfen. Die Empfehlung der Akademie, die prophylaktische Behandlung fortzuführen, wenn VUR diagnostiziert wird, basiere jedoch auf "einem theoretischen Modell, das VUR mit einem erhöhten Risiko für rezidivierende Harnwegsinfekte und Narbenbildung an den Nieren in Verbindung bringt", erläutern Dr. Patrick H. Conway und seine Ko-Autoren.
Um sich diese Behandlungsstrategie im Rahmen der Primärversorgung anzusehen, analysierten Dr. Conway von der University of Pennsylvania in Philadelphia und seine Mitarbeiter Daten von Kindern bis zu sechs Jahren mit der Diagnose eines ersten Harnwegsinfekts. Die Kohorte wurde aus einem Netzwerk aus 27 pädiatrischen Praxen gezogen, die 75.000 Kinder abdecken, die zwischen 2001 und 2006 mindestens zweimal an der Klinik vorgestellt wurden.
Unter den 611 Kindern mit einer ersten Harnwegsinfektion war die Mehrheit weiblich (88,9 Prozent) und 61,4 Prozent waren zwischen zwei und sechs Jahre alt. Bei den meisten (65,5 Prozent) wurde kein Miktionscysturethrogramm erstellt. Eine antimikrobielle Prophylaxe war 128 Kindern verordnet worden (20,9 Prozent).
Von den Kindern erlitten 83 (13,6 Prozent) eine rezidivierende Infektion, bei einer Inzidenz von 0,12 pro Personenjahr.
Von den 83 rezidivierenden Harnwegsinfekten seien 51 (61,4 Prozent) durch ein antimikrobiell resistentes Pathogen hervorgerufen worden, berichten die Wissenschaftler.
In multivariablen Analysen war das Risiko für rezidivierende Harnwegsinfekte nicht mit antimikrobieller Prophylaxe, Geschlecht oder geringgradiger VUR assoziiert. Signifikante Zusammenhänge mit dem Rezidivrisiko waren weiße Hautfarbe und ein Alter zwischen drei und fünf Jahren. Der höchste beobachtete Risikofaktor war ein VUR von Grad vier bis fünf (adjustierte Hazard Ratio 4,38).
Auf der anderen Seite erhöhte eine prophylaktische Therapie die Wahrscheinlichkeit resistenter Infektionen signifikant (Odds Ratio 7,5).
Dr. Conway und sein Team "meinen, dass es für Ärzte klug ist, die Risiken und unklaren Vorteile der Prophylaxe" mit den Eltern zu diskutieren, bevor sie nach einer ersten Harnwegsinfektion Therapieentscheidungen treffen.
Quelle: JAMA 2007;298:179-186.